Vorbemerkungen zum Blogprojekt POLITISCHE THEORIE UND ARBEIT

Im Rahmen des Forschungsmoduls „Internationale Politische Theorie“ des Masterstudiengangs Politikwissenschaft hat sich eine Gruppe von Studierenden mit der systematischen Verortung der Kategorie der Arbeit in der zeitgenössischen politischen Theorie beschäftigt. Die aus den Forschungsarbeiten hervorgegangenen Beiträge, die in den nächsten Tagen hier erscheinen werden, nutzen das offene Format des Blogs „POLITIK 100×100“, um das politiktheoretisch noch nicht systematisierte Feld der Arbeit aus studentischer Perspektive und in konzentrierten Teilaspekten tiefergehend zu beleuchten. Den Auftakt heute bildet eine einführende Betrachtung dessen, was sich auf der Suche nach der Arbeit in der politischen Theorie bisher finden lässt. Dabei werden die Anknüpfungspunkte der nachfolgenden Beiträge bereits angedeutet.

Die Kategorie der Arbeit scheint keinen systematischen Ort in der zeitgenössischen politischen Theorie zu haben – so der erste Eindruck, der auch bei Sichtung der einschlägigen Literatur aufkommt. Sei es „the idea of a democratic organisation of work“ (Frega et al. 2019, 2) oder „the idea of ‚meaningful work‘“ (Rössler 2012, 71), „an emancipatory and humane notion of work“ (Honneth 2010, 223), „the question of work and labour [in the contemporary debate about republican liberty]“ (Gourevitch 2011, 431) oder generell „the existence of [non-autonomous] jobs“ (Schwartz 1982, 635) – all diese Aspekte werden einleitend als fragwürdige Desiderata der Disziplin beklagt. Die Organisation und die Bedingungen gesellschaftlicher Produktion und Reproduktion werden damit zum scheinbar naturgegebenen Ausgangspunkt politiktheoretischer Überlegungen, obwohl damit verbundene Fragen wie die nach den Vorbedingungen gelingender Demokratie, Freiheit oder Gleichheit oder nach gerechter Verteilung eigentlich zum ureigenen Terrain der Disziplin gehören.

Möchte man nicht wie Hannah Arendt (2007) von der antiquiert wirkenden Annahme einer generellen Unfreiheit und Kontraststellung der Arbeitswelt zum Politischen ausgehen, lassen sich die genannten Punkte als erklärungsbedürftige Desiderata betrachten. Denn zum einen sah die Situation bis zu dem mit der Abkehr vom Marxismus einhergehenden Rückzug des Produktionsparadigmas vor rund 50 Jahren noch ganz anders aus und Arbeit stellte als gesellschaftsstrukturierender und damit emanzipativer Faktor eine Schlüsselkategorie dar (Honneth 1993, 237). Und zum anderen steht im Grunde doch auch nicht (mehr) zur Debatte, dass wesentliche demokratie- und gerechtigkeitstheoretische Fragen die Arbeitswelt durchziehen, wie die zahlreichen soziologischen und zeitdiagnostischen Beiträge ebenso sehr wie öffentliche Debatten der letzten Jahre zur ‚Krise der Arbeit‘ und Ungleichheit unmissverständlich vor Augen führen.[1] Vier solcher Beiträge aus den angrenzenden Disziplinen der Soziologie, aber auch der Wirtschaftsgeschichte, Philosophie und Anthropologie wird Lara Kitzig in ihren Beiträgen 1/2 und 2/2 als Anregungen für die politiktheoretische Auseinandersetzung mit der Kategorie Arbeit vorstellen. Es lässt sich zudem argumentieren, dass etliche der klassisch-politiktheoretischen Themengebiete von der Berücksichtigung der Kategorie Arbeit insofern profitieren würden, als dass diese darin gewissermaßen die Hintergrundmusik spielt. Denkt man nämlich an Stichworte wie Freiheit, Ungleichheit, sozialer Zusammenhalt, Partizipation, Populismus, Postdemokratie, Herrschaft, Autonomie, Anerkennung oder (Verteilungs-)Gerechtigkeit, um nur einige zu nennen, fällt es nicht schwer, sich ihren Zusammenhang mit der Kategorie Arbeit vor Augen zu führen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Beschäftigung mit dem Thema in den letzten Jahren wieder zugenommen hat und die „Kluft“ zu den angrenzenden Humanwissenschaften, in denen das Thema fest verankert ist, sich etwas zu schließen scheint (Smith 2012, 509; vgl. auch Turner u. van Milders 2021, 1035). Dass die politische Philosophie diese Bewegung ein Stückweit vor der politischen Theorie aufgenommen hat, sei nebenbei bemerkt.[2] Öffentlichkeitswirksam waren zuletzt beispielsweise die Monografien von Elizabeth Anderson (2019) und Lisa Herzog (2019) sowie Raymond Geuss (2021). Aber auch der mit der Pandemie aufgekommene Fokus auf Sorge in der politischen Theorie ließe sich als Öffnung hin zur Arbeitswelt verstehen.[3] Diese Hinwendung reiht sich ein in das allgemeinere Bestreben, den Bereich der Wirtschaft politiktheoretisch (wieder) stärker in den Blick zu nehmen, welches durchaus als – wenn auch verzögerte – Reaktion auf die Finanzkrise 2008 gedeutet werden kann.[4]

Gleichzeitig gilt, dass, wer sucht, auch findet. Denn einige der geführten Debatten sind keinesfalls neu, sondern knüpfen an frühere, teilweise klassische Arbeiten und Diskussionen an. Insbesondere in feministischen Debatten war das Thema Arbeit selbstredend nie verschwunden, weshalb es im Grunde als Kuriosum betrachtet werden kann, dass es trotz dieser klassischen – in der politischen Theorie eigentlich verankerten – Kritik (insbesondere der zweiten Welle) des Feminismus‘ an der geschlechtsspezifischen gesellschaftlichen Arbeitsteilung sowie einem verkürzten, männlich-zentrierten Arbeitsbegriff keine größere Breitenwirkung entwickelt hat.[5] Aber auch die Debatten zu einem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)[6] wurden zwar durchaus auch auf dem Spielfeld der politischen Theorie geführt, konnten aber ebenfalls nur partiell Einfluss entfalten (Honneth 1993, 238).

Zwei Stichworte, unter welchen sich aktuelle Auseinandersetzungen mit dem Thema Arbeit in der politischen Theorie prominent finden lassen, sind workplace democracy und meaningful work. Hierbei schwingen die Fragen ‚what counts as work?‘ sowie die nach der Zukunft der Arbeit stets mit.[7] Während die Auseinandersetzungen mit dem Thema workplace democracy recht spezifisch fragen, ob und aus welchen Gründen eine Demokratisierung der Arbeitswelt geboten ist,[8] wobei insbesondere eine Diskussion um die Tragweite der state-firm-Analogie[9] für diese Zwecke dominiert und auch die mittlerweile klassische spillover-These[10] zum Zusammenhang von Arbeitsbedingungen und demokratischer Partizipation herangezogen wird, geht es in Beiträgen zu meaningful work allgemeiner um den Status der Kategorie Arbeit in der politischen Theorie und Sozialtheorie.[11] All diese Debattenstränge überschneiden sich mitunter, sodass eine der hier verhandelten Fragen lautet, ob workplace democracy und meaningful work notwendig zusammengehen müssen, meaningful work also nur im Rahmen einer workplace democracy oder nicht vielmehr davon unabhängig zu realisieren ist.[12]

Dabei ist auffallend, aber konsequent, dass sich in diesen Debatten – nicht nur, aber auch – gängige Theorieperspektiven wie der Liberalismus, Republikanismus oder die Anerkennungstheorie das Wort reden. Arbeit wird dementsprechend unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet: seitens des Republikanismus dem der non-domination, aus liberaler Perspektive etwa dem der Autonomie oder seitens letzterer dem der Anerkennung.[13] Insbesondere im Rahmen der von Axel Honneth maßgeblich vorangetriebenen Anerkennungstheorie ist die Auseinandersetzung mit der Kategorie Arbeit mittlerweile fest verankert, aber auch von republikanischer Seite mehren sich die Ausführungen. Allgemein gesprochen wird ausgelotet, ob bzw. auf welche Weise ein etwaiger Wert der Arbeit ausgemacht werden kann und was daraus für umfassendere Theorieprojekte folgt – etwa ein Recht auf sinnvolle Arbeit oder aber lediglich die Option sinnvoller Arbeit.[14] Und spätestens hier wird auch die Frage virulent, welche Rolle dem Staat angesichts dieser Gemengegelage zukommen soll. Ein solcher umfassender Vorschlag zur Integration der Kategorie Arbeit ist Gegenstand von Lore-Marie Junghans‘ Beitrag, in welchem sie sich Axel Honneths jüngsten arbeitstheoretischen Überlegungen widmet, die er letzten Sommer in seinen Walter-Benjamin-Lectures zum ‚Arbeitenden Souverän‘ vorgetragen hat.

Gleichzeitig gibt es zunehmend Bestrebungen, die Kategorie Arbeit für weitere politiktheoretische Problemfelder analytisch nutzbar zu machen. Etwa im Bereich der Animal Politics ist ein Arbeitsparadigma im Entstehen, wie sich bei Lina Teichert lesen lässt, die sich mit dem Thema animal labour auseinandersetzt. Sie diskutiert in ihrem Beitrag, inwiefern die Anerkennung von arbeitenden Tieren einen transformativen Effekt hinsichtlich ihres Status und somit Wohlergehen und Lebensbedingungen haben könnte. Ein anderes Feld erschließt Jan Forstbauer, der in seinem Beitrag verdeutlicht, dass die Kategorie Arbeit auch mit Blick auf die politiktheoretische Betrachtung von Geld elementar ist.[15] Er argumentiert für eine geldtheoretische Ergänzung politiktheoretischer Untersuchungen von Arbeit, um die beiden Kategorien als grundlegende, miteinander verwobene Elemente sozialer Reproduktion erfassen zu können. Angesichts der politisch-institutionellen und gesellschaftlichen Grundlagen des Geldsystems plädiert er in diesem Sinne für die Ausarbeitung einer politischen Theorie des Geldes.

Hintergrund dieser neueren Versuche einer systematischen Verortung der Kategorie Arbeit in der zeitgenössischen politischen Theorie ist, wie angedeutet, oftmals der soziologisch konstatierte Wandel der Arbeit. Dieser Wandel wird aber nicht nur als Ausgangspunkt und Hintergrundmusik einer politischen Theorie der Arbeit genutzt, sondern auch ganz explizit in den Blick genommen. Dabei existieren unterschiedliche Deutungsversuche dieser angenommenen Destabilisierung von Arbeitsverhältnissen. Insbesondere werden in verschiedenen Diskursen die Expansion von Beschäftigungsunsicherheit und die korrespondierende Abnahme erwerbsbezogener Sicherungsnetze sowie sozialer Kohäsion als mögliche Indikatoren von Prozessen einer sich verstetigenden Prekarisierung interpretiert.[16] Solche Prekarisierungskonzeptionen unterscheiden sich dabei in der ihnen zugrunde liegenden Beschreibung des Wesens, der Ursachen und der gesellschaftlichen Reichweite diagnostizierter Verunsicherungstendenzen, sodass sich eine weite, eine enge und eine umfassende Perspektive auf Prekarisierung unterscheiden lassen. Lukas Schilling wird aufbauend auf diesen zu skizzierenden Diskursen in seinem Beitrag Perspektiven einer Demokratisierung der Arbeit „von unten“ als potenzielle Gegenstrategien für eine politische Bearbeitung solcher Verunsicherungstendenzen diskutieren.

Festzustellen ist zunächst, dass die verschiedenen Forschungsperspektiven auf Prekarisierungsprozesse oftmals durch die gesellschaftsanalytischen und zeitdiagnostischen Ausführungen von Robert Castel informiert sind, welche dieser maßgeblich um die Jahrtausendwende entwickelt hatte. Castel übersetzt seine weite Prekarisierungskonzeption in ein Modell der „‚Zonen‘ sozialer Kohäsion“ (Castel 2000, 13), mit welchem er versucht, das wechselseitige Bedingungsgefüge zwischen der Stabilität von Erwerbsverhältnissen einerseits und der Bindungswirkung sozialer Netze andererseits schematisch zusammenzuführen. Der Kern des Modells liegt in der Annahme, dass sich verschiedene Erwerbsverhältnisse und Ausprägungen sozialer Bindungen in einer „Zone sozialer Verwundbarkeit“ (ebd.) – respektive Prekarität – verorten lassen. Diese würde nach oben hin durch eine „Zone der Integration“ sowie nach unten durch eine „Zone der Entkoppelung“ eingerahmt. Die Zwischenzone sozialer Verwundbarkeit sei durch instabile Erwerbsbedingungen und eine hohe Fragilität sozialer Sicherungsnetze gekennzeichnet. Auf diese Weise lässt sich Prekarisierung in zweierlei Hinsicht prozesshaft denken: Sie kann gesellschaftliche Prozesse beschreiben, welche eine Manifestation dieser fluiden Zwischenzone befördern. Andererseits steht sie auf individueller Ebene für einen Verlauf, in dessen Zuge Arbeiter*innen die Zone der Integration verlassen oder ihnen Möglichkeiten gänzlich entzogen scheinen, eine relative Sicherung (im Sinne einer Aufstiegsmobilität) zu erreichen (Allmendinger et al. 2018, 259).

Einer solchen weiten Prekarisierungskonzeption könnte es allerdings an analytischer Schärfe mangeln, wie Verfechter*innen einer engen Konzeption bemängeln, wenn Entwicklungen sozialer Unsicherheit ohne eine Analyse des spezifischen Bezugsrahmens als allen Erwerbsverhältnissen quasi inhärent betrachtet werden. Sie widmen sich stattdessen Prekarisierungsprozessen in unterschiedlichen gesellschaftlichen wie zeitlichen Kontexten, knüpfen dabei aber auch verschiedentlich an die Diagnosen des Zonenmodells an. Dabei formulieren sie quantitative und qualitative Variablen für den Vergleich verschiedener Erwerbsformen und Lebenslagen und leiten aus ihren empirischen Analysen ausdifferenzierende Dimensionen von Prekarität ab. Eine enge Konzeption ermöglicht folglich eine spezifischere Prüfung der Zeitstabilität von Prekarisierung. Kritiker*innen hingegen wenden gegenüber den Versuchen einer statistischen Bändigung des diffusen gesellschaftlichen Phänomens ein, dass sie mit einer erheblichen Komplexitätsreduktion einhergehen. Eine enge Konzeption birgt also das Risiko, Prekarisierungsphänomene auf einzelne vermeintlich distinkte Gruppen zu reduzieren.

Umfassende Prekarisierungskonzeptionen hingegen folgen der Annahme, dass Gesellschaften insgesamt von weitreichenden Verunsicherungstendenzen geprägt sein können. Eine solche „Diffusion von Prekarität in den gesamten Raum des Sozialen“ (Marchart 2013b, 7) vollziehe sich zwar heterogen, entfalte jedoch ein transformatorisches Potential von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Sie deuten insofern über die weite Konzeption hinaus, als dass sie eine Ausbreitung pluraler Formen von Unsicherheit als potenziell alle gesellschaftlichen Verhältnisse und Lebensbereiche betreffend imaginieren. Prekarisierungsprozessen wird dabei gar zugeschrieben, sich im Sinne einer „Organisations- und Regulationsform von Gesellschaft“ (Marchart 2013a, 14) zu entfalten. Zudem sei die Stabilität prekarisierter Arbeits- und Lebensverhältnisse eng mit der Etablierung einer herrschaftsförmigen Art des Regierens verbunden, welche die Ressourcen unternehmerisch handelnder Erwerbstätiger zu kanalisieren und inwertzusetzen suche (Lorey 2012, 13). Mit umfassenden Prekarisierungskonzeptionen wird folglich versucht, über das Konzept der Unsicherheit regulierte Formen von Herrschaft und Selbstregierung kritisch zu dekonstruieren. Hier ergibt sich allerdings das Problem, dass, sofern man Prekarisierung als eine potenziell alle gesellschaftlichen Beziehungen umspannende „Metastruktur“ imaginiert, diese Konzeption ihres analytischen Gehalts beraubt zu werden droht und der Blick auf Loki politischer Gegenstrategien verstellt wird.

Mit dieser Übersicht sind, versteht sich, nicht sämtliche Hinsichten angesprochen, in welchen Arbeit politiktheoretisch von Interesse ist. Es ist in diesem Sinne das Anliegen der folgenden studentischen Beiträge, Ausschnitte dieses diffusen Felds der Arbeit in der politischen Theorie näherungsweise zu erschließen.

 

Der erste Beitrag erscheint am morgigen Dienstag, den 31. Mai von Lore-Marie Junghans zu Axel Honneths jüngstem Vorschlag einer demokratietheoretischen Integration der Kategorie Arbeit.

 

[1] Mit Ausbruch der Pandemie hat dieses Konglomerat an Überlegungen kurzzeitig einen Kristallisationspunkt gefunden. S. für Perspektiven auf Arbeit und Demokratie: Utopie & Praxis (2021), Schmitz u. Urban (2021), Demirovíc (2018), Dörre et al. (2014); aus dem journalistischen Kontext jüngst Friedrichs (2021); zu ‚Dienstleistungsproletariat‘, Automatisierung und Zukunft der Arbeit: Benanav (2021), Schaupp (2021), Cant (2019), Staab (2019), Abel et al. (2014), Staab (2014); zu Prekarisierung: Bahr et al. (2021), Crouch (2019), Nachtwey (2016), Atzmüller et al. (2015), Marchart (2013), Standing (2011), Castel u. Dörre (2009), Bourdieu (1997): – mit Fokus auf Sorge und Reproduktion: Altenried et al. (2021), Wimbauer u. Motakef (2020), Völker u. Amacker (2015); zu ‚Klasse‘ und Ungleichheit: Mayer-Ahuja u. Nachtwey (2021), Friedman u. Laurison (2019), Friedrich u. Redaktion Analyse und Kritik (2018), Nachtwey (2016); zu Postdemokratie: Brinkmann u. Nachtwey (2017), Crouch (2008).

[2] S. die in großen, aber regelmäßigen Abständen erschienenen einschlägigen Schwerpunkte der Deutschen Zeitschrift für Philosophie zur „Sozialphilosophie der Arbeit“ (1993), 41(2), zu „Arbeit nach dem Liberalismus“ (2001), 49(5), und zu „Arbeit und Gerechtigkeit“ (2012), 60(4) wie auch das Symposium „Political Philosophy at Work“ im Journal of Political Philosophy (2012), 20(1) oder den Suhrkamp Band zur „Philosophie der Arbeit“, Aßländer u. Wagner (2017), s. auch Smith u. Deranty (2011). Genuin politiktheoretisch erschien erst jüngst etwa das Symposion „Why should political theorists care about work“ in der Theory & Event (2021), 24(4), welches aus dem MANCEPT Workshop zu „Political Theory and the Future of Work“ sowie einer Seminarreihe an der Universität Kent zur „Future of Work“ hervorging.

[3] S. die Sorge-Debatte auf dem Theorieblog, online unter https://www.theorieblog.de/index.php/2021/11/debatte-sorge/ (14.05.2022)

[4] Vgl. Turner u. van Milders (2021), Niesen u. Gosepath (2021), Selk u. Jörke (2020), Malleson (2014), Thomas (2016); mit Fokus auf Unternehmen: Anderson (2019), Ciepley (2013), Jacob (2006), Ferreras (2017); s. auch zur Kritik an der Annahme einer normfreien Ökonomie mit samt ihrer Modelle: Phillips (2008), Keat (2012), Müller (2021).

[5] Für eine Rekonstruktion dieser feministischen Hausarbeitsdebatten s. Forrester (2022).

[6] S. nur Gorz (1980), van Parijs (1995), Vanderborght u. van Parijs (2005), Vallentyne (2011), Pettit (2011).

[7] Die Debatten um ein BGE nehmen eine besondere Rolle ein, da in diesen die klassische Hoffnung auf eine Überwindung der Arbeit aufgegriffen wird. Damit bildet diese Perspektive den Gegenpol zu sämtlichen Bestrebungen einer Verbesserung von Arbeit und fungiert oftmals als ein gängiger Referenzpunkt in abgrenzender Haltung.

[8] S. für einen Überblick Frega et al. (2019).

[9] Klassisch Dahl (1985), McMahon (1994); s. zudem González-Ricoy (2014b), Landemore u. Ferreras (2016), Moriarty (2005); kritisch: Frega (2020), Mayer (2000).

[10] Klassisch Pateman (1970); s. für einen Überblick Carter (2006).

[11] Gheaus u. Herzog (2016), Muirhead (2004), Schwartz (1982), Veltman (2016). Eine weitere Dimension bilden Auseinandersetzungen mit der Frage, ob für sinnvolle Arbeit und/oder eine Demokratisierung der Arbeit Eigentum an den Produktionsmitteln, sprich, zumeist eine Veränderung der Eigentumsverhältnisse notwendig ist, s. etwa die an John Rawls anknüpfenden Überlegungen zur property owning demoracy: O’Neill u. Williamson (2012), Thomas (2016).

[12] Klassisch Arneson, der zunächst gegen die Rechtfertigung von workplace democracy über einen Begriff von meaningful work plädiert (1987), dann aber umschwenkte auf eine Position, welche zumindest das Vorhandensein der Möglichkeit sinnvoller Arbeit vertritt (2009); einen engen Zusammenhang sieht Yeoman (2014) mit Blick auf meaningful work; Jacob u. Neuhäuser (2018) vertreten ebenfalls die Position, dass sinnvolle Arbeit zumindest eine zugängliche Option darstellen sollte; für ein Recht auf sinnvolle Arbeit plädiert Keat (2009), s. auch Schmidt am Busch (2003).

[13] Liberal bzw. gerechtigkeitstheoretisch: Rössler (2007), Hsieh (2008), Moriarty (2009), Arnold (2012), Gheaus u. Herzog (2016), s. auch die Rawlsianischen Überlegungen zur property owning democracy in Fußnote 11; republikanisch: Gourevitch (2011), González-Ricoy (2014a), Breen (2015), (2017), Jacob u. Neuhäuser (2018), Landemore u. Ferreras (2016), Anderson (2019), O’Shea (2021) und Gourevitch (2018), der eine der wenigen politiktheoretischen Ausführungen zum Thema Streik liefert; anerkennungstheoretisch: u.a. Smith (2009), Smith u. Deranty (2012), Hirvoren u. Breen (2020). N.B. Sowohl innerhalb der Anerkennungstheorie als auch des Republikanismus wurde das Thema teils, wie es scheint, zunächst als Testfall für die eigenen Theorie entdeckt und erst später als ein eigenes Theorieproblem fokussiert.

[14] S. zu einem Recht auf workplace democracy bzw. ihrer rechtlichen Verankerung Dahl (1985), Malleson (2014).

[15] Damit schließt er an das neuere Interesse an Geld als einem politischen Thema wie auch an die Forderung nach einer Politisierung des Geldes an, s. Eich (2022), Sahr (2021).

[16] S. auch die Verweise in Fußnote 1.

 

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