Carl Schmitt (1888-1985) war ein bedeutender deutscher Staatsrechtler und einflussreicher Apologet und Unterstützer des Nationalsozialismus. Wenngleich die meisten seiner Bücher im Berliner Duncker & Humblot-Verlag erschienen, platzierte Schmitt seine radikalsten nationalsozialistischen Veröffentlichungen in der Hanseatischen Verlagsanstalt Wandsbek. Auf Schmitts staats- und völkerrechtliche Werke und auf seine politiktheoretischen Arbeiten beziehen sich noch heute diverse Theorieschulen. Wenig bekannt sind die intensiven Beziehungen, die Schmitt nach Hamburg unterhielt.
Reinhard Mehring, Professor für Politikwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, ist der wohl gründlichste Kenner von Schmitts Werk und Archiv. Seine Biographie Carl Schmitt: Aufstieg und Fall erschien 2009. In diesem Beitrag geht er der biographisch überraschend repräsentativen Beziehung Schmitts zu Hamburg nach.
I.
Carl Schmitt war bis 1945 eigentlich ständig auf Achse. Für das Studium wechselte er von Plettenberg nach Berlin, München und Straßburg, kehrte 1910 ins Referendariat nach Düsseldorf zurück, trat 1915 dann in München in die Etappe des Kriegsdienstes ein, lehrte ab 1919 an der dortigen Handelshochschule und ging zum Wintersemester 1921/22 als Ordinarius und Professor für Staatsrecht an die Universität Greifswald. 1922 wechselte er an die Universität Bonn, 1928 an die Handelshochschule Berlin, zum Sommersemester 1933 nach Köln und dann zum Wintersemester 1933/34 mit besonderem „politischen“ Auftrag als „Kronjurist“ an die Universität Berlin. Seinen Lehrstuhl verlor er dort 1945 infolge seiner nationalsozialistischen Belastung. Einige Zeit wurde er interniert und kehrte dann im Sommer 1947 in seine Heimatstadt Plettenberg zurück. Fast vier Jahrzehnte lebte er dort noch zurückgezogen im Netzwerk informeller Kontakte des „Systems Plettenberg“, das er fortan knüpfte.
Schmitt lebte gerne gesellig und urban. Er äußerte sich zwar immer wieder auch negativ über die Berliner Großstadt und zog sich oft und gerne in seine westfälische Heimatlandschaft zurück, die er „Welt großartigster Spannung“ nannte; sein akademisches Werk und Leben verbindet man aber vor allem mit Städten: mit Düsseldorf und München, Bonn, Köln und Berlin. Erst seit der Öffnung des Nachlasses und Edition zahlreicher biographischer Quellen, Briefe und Tagebücher, wissen wir heute, dass er bis 1933 auch engste private Kontakte nach Hamburg pflegte und Wochen und Monate seines Lebens dort verbrachte.
Sein engster Studienfreund Fritz Eisler (1887-1914) kam aus Hamburg. Bei Kriegsbeginn fiel er am 27. September in der Schlussoffensive der Schlacht an der Aisne. Mit Eisler zusammen hatte Schmitt seine pseudonyme satirische Schrift Schattenrisse publiziert, freundschaftliche Kontakte zum expressionistischen Dichter Theodor Däubler gepflegt und ein Buch über Däubler geplant. Die 1916 erschienene Studie über Theodor Däublers ‚Nordlicht’ ist dem „Andenken an Fritz Eisler“ gewidmet. Die Widmung des systematischen Hauptwerks Verfassungslehre lautet dann 1928: „Dem Andenken meines Freundes Dr. Fritz Eisler aus Hamburg gefallen am 27. September 1914“.
Aus den Tagebüchern der Kriegsjahre ist bekannt, dass Schmitt sich damals mit dem jüngeren Bruder Georg Eisler (1892-1983) anfreundete, der ihm bis 1933 der vertrauteste Freund, finanzielle Stütze und ständiger Retter wurde. Die Familie Eisler war ungarisch-jüdischer Herkunft. Der Vater Heinrich Eisler (1853-1924) war 1877 aus Budapest nach Hamburg gezogen und begründete mit Anzeigenblättern einen erfolgreichen Verlag. Die freundschaftliche Aufnahme und ständige Unterstützung durch diese Verlegerfamilie lässt sich kaum überschätzen. Jenseits der Widmungen an Fritz Eisler ist sie im Werk aber nicht sichtbar, erst aus den Tagebüchern wurde sie deutlicher. Die Schmitt-Forschung hat sich deshalb für diese tragende Freundschaft und das Familienschicksal lange nicht interessiert.
Die Familie war nicht konvertiert. Fritz und Georg Eisler hatten lange die österreich-ungarische Staatsbürgerschaft und wurden 1914 nur unter der Bedingung naturalisiert, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Schmitt brach den Kontakt 1933, wie zu allen seinen jüdischen Bekannten und Freunden, um seiner nationalsozialistischen Karriere willen ab. Der Verlag wurde dann nach 1933 umgehend arisiert und die Familie emigrierte nach London und New York. Georg Eisler kehrte nach 1945 nach Hamburg zurück, zunächst um Eigentumsfragen zu klären. Seit den 1960er Jahren lebte er wieder ständig dort. Von 1933 bis 1983 gab es ein halbes Jahrhundert lang keinen Kontakt. Nachweislich kam es seit dem Frühjahr 1983 aber in Schmitts letzten wachen Lebensmonaten zu einigen Telefonaten. Annie Kraus, eine Cousine Eislers, die Schmitt seit Jugendtagen kannte und in den Tagebüchern oft erwähnt ist, schrieb dazu am 25. November 1983 einen versöhnlichen Brief. Diese Dokumente sind in einer Jahresgabe der Carl Schmitt-Gesellschaft publiziert.[1]
Ein Sohn Georg Eislers, Colin Eisler, wurde 1931 zunächst nach „Carl“ benannt. Er wurde ein bedeutender Kunsthistoriker, ab 1958 an der New York University lehrend. Sein Standardwerk Meisterwerke in Berlin, 1996 bei Dumont erschienen, enthält eine ergreifende Widmung:
„Als Jude, der in jungen Jahren aus Deutschland fliehen musste, schreibe ich dieses Buch zu Ehren des wertvollsten Schatzes, den Berlin verloren hat: zu Ehren jener Menschen, die ihrem Gewissen folgten und der Schreckensherrschaft Widerstand leisteten. […] Zwischen 1930 und 1991 wurden zahllose Angehörige der moralischen Elite Berlins verraten, inhaftiert, ausgewiesen, ermordet oder auf andere Weise zum Schweigen gebracht. Sie fielen nicht nur den diversen Formen der Tyrannei zum Opfer, sondern auch dem Mitläufertum, der Gleichgültigkeit, der Feigheit, dem Opportunismus oder der Furcht ihrer Mitbürger.“[2]
Gewiss dachte Eisler hier auch an seinen einstigen Namenspatron. 2009 meldete ich mich für Recherchen per Mail. Er antwortete binnen weniger Sekunden, äußerte sich negativ über Schmitt und verweigerte leider weitere Auskünfte. Die Familie liegt auf dem jüdischen Friedhof Hamburg-Ohlsdorf begraben. Dieses Grab sollte zum Gedächtnisort für jeden angehenden Schmitt-Forscher werden. Jenseits scholastischer Rezeptionen ist nämlich keine Schmitt-Forschung sinnvoll möglich, die nicht die ungeheuren Brüche und Verwerfungen im Verhältnis zum Judentum und zu jüdischen Intellektuellen bedenkt.
Die engen Beziehungen zur Familie Eisler gehörten sicher zu den zentralen Erlebnissen und Prägungen Schmitts seit seiner Straßburger Studienzeit. Bei seinen ständigen Aufenthalten in Hamburg, oft im Haus der Familie Eisler, kam er auch mit anderen Etagen und Kreisen der Hamburger Gesellschaft in Berührung. So begegnete er dem einstigen Kommilitonen Eduard Rosenbaum (1887-1979) wieder, der seit 1919 Leiter der berühmten Hamburger Commerzienbibliothek war. Weitere Hamburger Bekanntschaften wären zu nennen: so die Kontakte zu Kurt Singer (1886-1992) und dem Juristen Alfred Bertram (1890-1937). Einige Monate pflegte Schmitt in der Liebesstafette und Passionsgeschichte seines Lebens ein intimes Verhältnis zu der Ärztin Carola Sauer (1895-1979), die gebürtige Hamburgerin war. Wiederholt hielt er in Hamburg Vorträge.
Schmitts Beziehungen zu jüdischen Intellektuellen waren von Anfang an ambivalent. Im November 1912 gab es bereits antisemitische Ausfälle gegen Rosenbaum, die ins Vokabular der Parasitologie griffen. Damals kam es zu einem vorübergehenden Bruch mit Rosenbaum. Für die Jahre bis 1933 ließe sich von einem ambivalenten Ringen zwischen philosemitischen und antisemitischen Affekten sprechen, das Schmitt mit einer psychodynamischen Spaltung zwischen „guten“ und „schlechten“ Juden löste. Die komplexe, auch ökonomisch interessierte Freundschaft mit Eisler hatte demnach die Abspaltung und Projektion negativer Affekte zur Voraussetzung. Schon Mitte der 1920er Jahre, etwa in der Beziehung zu Erich Kaufmann, ist dabei verstärkt ein Durchbruch zu einem dogmatischen Antisemitismus zu beobachten, der sich seit 1928 in Berlin massiv verschärfte. Diese nationalistische und antisemitische Radikalisierung lässt sich über Wilhelm Stapel (1888-1954) und den Stapel-Kreis auch mit Hamburg verbinden.
Schmitt pflegte vor und nach 1933 zwar kein enges persönliches Verhältnis zu Stapel; er publizierte auch nur wenig in dessen Zeitschrift Deutsches Volkstum, wurde aber von den Kreisen um Stapel als ein zentraler Autor des Projekts einer „konservativen Revolution“ und Umgründung der Weimarer Republik zum „autoritären Staat“ wahrgenommen. Schmitt galt als Vordenker eines dritten Weges zwischen liberaler Demokratie und nationalsozialistischer Diktatur. Über die feinen Trennlinien etwa zu Stapels „Theologie des Nationalismus“[3] ließe sich feinsinnig spekulieren. Aus dem Volkstums-Kreis stand Albrecht Erich Günther (1893-1942) Schmitt wohl persönlich und ideologisch näher.
Auf diese Zirkel geht auch Schmitts Wechsel zur Hamburger Verlagsanstalt zurück, in der seit 1933 seine prononciertesten nationalsozialistischen Programmschriften erschienen. Seit der Politischen Romantik waren die meisten Schriften im altehrwürdigen 1848er-Verlag Duncker & Humblot erschienen. Seit Münchner Tagen war Schmitt hier mit dem Lektor und Verleger Ludwig Feuchtwanger (1885-1947)[4] bekannt und befreundet, einem jüngeren Bruder Lion Feuchtwangers, der unter dem Eindruck des Antisemitismus seit 1928 erneut als jüdischer Publizist hervortrat und, von Rosenzweig und Buber beeinflusst, postassimilatorische Positionen vertrat. Schmitt begründete seinen Wechsel zur „HVA“ für die Schrift Der Begriff des Politischen Feuchtwanger gegenüber dezidiert politisch. Bei der HVA erschienen dann auch seine Programmschriften Staat, Bewegung, Volk (1933), Über die drei Arten des rechtswissenschaftlichen Denkens (1934), Staatsgefüge und Zusammenbruch des zweiten Reiches (1934), Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes (1938) und zuletzt noch die Aufsatzsammlung Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar-Genf-Versailles (1940). Auch die wirkungsvolle Schriftenreihe Der deutsche Staat der Gegenwart gab Schmitt in der HVA heraus. Nach 1945 sondierte er die Möglichkeiten, als Autor bei der HVA zu verbleiben. Das scheiterte aber schon am Tod des Verlegers Benno Ziegler (1894-1949). Immerhin fand Schmitt in Hamburg über den Reeder und Seerechtler Rolf Stödter (1909-1993) nach 1945 erneut einige Netzwerker und Unterstützer.
Ein Blog gibt nicht den Rahmen, Schmitts Kontakte nach Hamburg historisch gründlich auszuleuchten. Es sollte aber deutlich geworden sein, dass der Umbruch und die Fallhöhe von Schmitts Leben und Werk sich schon im Verhältnis zu Hamburg und Verrat seiner dortigen jüdischen Freunde an nationalistische und antisemitische Kreise deutlich zeigen. Hamburg lag im Knotenpunkt seiner ständigen Reisen. Neben Düsseldorf, München, Bonn und Berlin gehörte es zu den zentralen Stationen seines Lebens.
II.
Schmitt hatte einigen Sinn für Mentalitätssoziologie, äußerte sich über das Lokalkolorit oder den „Geist“ einer Stadt aber vergleichsweise wenig. Äußerungen über Berlin ließen sich zusammentragen. Den „Geist“ Hamburgs hätte Schmitt vielleicht von seiner Unterscheidung von „Land und Meer“ her bedacht. Er unterschied hier zwischen „terraner“ und „maritimer“ Existenz, „Landtretern“ und „Seeschäumern“. Wo wäre hier das hanseatische Flair und Leben zu verorten? In seinem intrikaten Büchlein Land und Meer, das die Kriegswende von 1942 als Übergang von der „völkerrechtlichen“ zur „weltgeschichtlichen“ Betrachtung markiert, knüpfte Schmitt an den Geographen Ernst Kapp und dessen von Hegel beeinflusster Darstellung einer „Stufenfolge der Reiche vom Wasser her“ an. Schmitt schreibt 1942, im Gewand einer Märchenerzählung für die Tochter, hier einiges über das Verhältnis Venedigs zum Mittelmeer und die andere Stimmung und Mentalität der späteren Eroberung des Atlantik. Anders als die Venetianer dachten die transatlantischen Pioniere der globalen Entdeckungen nicht an eine rituelle „Verlobung oder Vermählung mit dem Meere“:
„Sie fühlten sich mit dem Element der See identisch. Jene symbolischen Verlobungen und Vermählungen dagegen setzen voraus, dass der Opfernde und die Gottheit, die er opfert, unterschiedliche, ja sogar gegensätzliche Wesenheiten sind. Durch solche Opfer soll ein fremdes Element begütigt werden. Im Falle Venedigs lässt die Zeremonie deutlich erkennen, dass der symbolische Akt seinen Sinn nicht aus einer elementaren Meeresexistenz erhält; hier hat vielmehr eine hochentwickelte Küsten- und Lagunenkultur sich ihren besonderen Stil festlicher Symbole geschaffen.“[5]
Wo wäre hier Hamburg zu finden? Sollte man dafür erneut auf den Vermittlungsdenker Hegel zurückgehen, von dem Schmitt ebenso wie Kapp stark beeinflusst war? Hegel sprach in seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte eingehend von den „Elementen des griechischen Geistes“: „Das Land besteht aus einem Erdreich, das auf vielfache Weise im Meere zerstreut ist, aus einer Menge von Inseln und einem festen Lande, welches selbst inselartig ist.“ Den griechischen „Urzustand“ fand Hegel mit Thukydides zwar auf dem Land. Er ergänzte aber:
„Das andere Element, auf welchem das Volk der Hellenen lebte, war das Meer. Die Natur ihres Landes brachte sie zu dieser Amphibienexistenz und ließ sie frei auf den Wellen schweben, wie sie sich frei auf dem Lande ausbreiteten, weder gleich den nomadischen Völkerschaften umherschweifend noch wie die Völker der Flussgebiete verdumpfend. Die Seeräubereien, nicht der Handel, machten den Hauptinhalt der Schifffahrt aus, und wie wir aus Homer sehen, galten diese noch gar nicht für eine Schande.“[6]
Hätte Schmitt hier nicht eine schöne Mitte jenseits seiner überspannten Dichotomien finden können, die die hanseatische Existenz und Lebensform annähernd besser beschreibt? Ist Hegels moralische Differenzierung von Seeräuberei und Handel dabei heute in Zeiten der globalen Ströme und des digital beschleunigten Finanzkapitalismus nicht hinfällig? Hat Schmitt hier einen Zugang zu Hamburg verpasst? Er hat jedenfalls die hanseatische „Existenz“ und Festkultur zwischen „terraner“ und „maritimer“ Existenz nirgends näher verortet. 1942 hätte das seine reichlich spekulative und ausdrücklich „metaphysische“ Polarisierung der Kriegsfronten auch durcheinander gebracht. Verbot ihm sein Nationalismus eine nähere Erörterung der europäischen Verflechtung der Hanse? Eine differenzierte Bürgertumsgeschichte, die hanseatische Urbanität etwa von süddeutschen Lebensformen unterschied, ist bei Schmitt auch nicht zu finden. Sein kurzes Greifswalder Intermezzo hinterließ kaum Spuren und Passionen.
Über die „maritime Existenz“ der „Insel England“ hat Schmitt einiges geschrieben. In. Land und Meer heißt es 1942: „Disraeli war ein Abravanel […] des 19. Jahrhunderts, ein Eingeweihter, ein Weiser von Zion.“[7] In den späteren Ausgaben ist der Verweis auf „Zion“ getilgt. Schmitt fügte an: „Das Schiff konnte die Anker lichten und in einem anderen Erdteil vor Anker gehen. Der große Fisch, der Leviathan, konnte sich in Bewegung setzen und andere Ozeane aufsuchen.“[8] Schmitt schrieb dem „jüdischen Geist“ 1942 leise eine besondere Rolle bei der Formierung der „maritimen Existenz“ zu. 1949 rezensierte er das Buch Maritime Weltpolitik des Historikers Egmont Zechlin. Zechlin schreibt darin zwar viel über „Seehandel und Politik der Hanse“, Schmitt geht darauf aber nicht ein. Hamburg als Hafenstadt und Tor zum Atlantik kommt bei ihm kaum vor. Von Hafenrundfahrten oder gar Strandurlauben an der See ist kaum je die Rede. Seine Verlobungsreise führte ihn im Spätsommer 1925 nach „Illyrien“ in die serbokroatische Heimat von Duschka Todorović. Da heißt es zwar einmal: „Wir badeten jeden Tag, meist nach dem Essen, wunderschön in der Adria.“[9] Diese Verlobung mit dem Meer war aber vielleicht den Flitterwochen geschuldet. Ansonsten ist vom Meer als persönlichem Erlebnisraum bei Schmitt auffällig selten die Rede. Es kommt als prägende Atmosphäre in seinen diversen Tagebuchaufzeichnungen kaum zur Sprache. Konnte er gut schwimmen? Mied er das Meer? Zeigt sich schon im Verhältnis zu Hamburg ein Horror vor dem Leviathan?
[1] Reinhard Mehring. Die Hamburger Verlegerfamilie Eisler und Carl Schmitt. Plettenberger Miniaturen 2 (Jahresgabe der Carl Schmitt-Gesellschaft), Plettenberg 2009.
[2] Colin Eisler. Meisterwerke in Berlin. Die Gemälde vom Mittelalter zur Moderne, Köln: DuMont 1996, VIII.
[3] Wilhelm Stapel. Der christliche Staatsmann. Eine Theologie des Nationalismus, Hamburg: Hanseatische Verlag Anstalt 1932.
[4] Dazu von Carl Schmitt / Ludwig Feuchtwanger. Briefwechsel 1918 bis 1933, hrsg. Rolf Rieß, Berlin: Duncker & Humblot 2007; Ludwig Feuchtwanger, Auf der Suche nach dem Wesen des Judentums. Beiträge zur Grundlegung jüdischer Geschichte, hrsg. Reinhard Mehring u. Rolf Rieß, Berlin: Duncker & Humblot 2011; Ludwig Feuchtwanger, Der Gang der Juden durch die Weltgeschichte. Erstveröffentlichung eines Manuskriptes von 1938, hrsg. Reinhard Mehring u. Rolf Rieß, Berlin: Walter de Gruyter 2014.
[5] Carl Schmitt, Land und Meer. Eine weltgeschichtliche Betrachtung, Leipzig: Klett Cotta 1942, S.15.
[6] Georg W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Theorie-Werkausgabe, Frankfurt: suhrkamp 1970, Bd. XII, S. 280.
[7] Carl Schmitt, Land und Meer. Eine weltgeschichtliche Betrachtung, Leipzig: Klett Cotta 1942, S.67.
[8] Carl Schmitt, Land und Meer. Eine weltgeschichtliche Betrachtung, Leipzig: Klett Cotta 1942, S.67.
[9] Carl Schmitt, Tagebücher 1925 bis 1929, hrsg. Martin Tielke / Gerd Giesler, Berlin: Duncker & Humblot 2018, S. 6 (Eintrag vom 26. August 1925).
Eine kurze Notiz zu Carl Schmitt, Hamburg und die Hamburger Politikwissenschaft: Siegfried Landshut über Carl Schmitt
Als Siegfried Landshut zu einer im Oktober 1951 in der Göhrde stattfindenden Tagung der Auslandswissenschaftlichen Gesellschaft eingeladen wurde, fand er auf der Liste der voraussichtlichen Teilnehmer auch den Namen Carl Schmitt. Dies bedeutete für Landshut eine ungeheure Provokation, und sein Protest gegen die Einladung Schmitts hätte schärfer nicht sein können. Er erklärte, dass er abgeneigt sei, jedes Mal auf „den Pfennig nachzurechnen“, ob in den unheilvollen Jahren ein jeder auch seine menschliche Schuld beglichen habe, dass es aber eine definitive Grenze gebe für die persönliche Möglichkeit, fünf gerade sein zu lassen. Im Falle Carl Schmitts sei diese für ihn absolut überschritten. Landshut forderte die Auslandswissenschaftliche Gesellschaft auf, die Einladung an Schmitt zurückzuziehen. Sollte dies nicht geschehen, so behalte er sich die volle Handlungsfreiheit vor, die sich nicht nur auf sein persönliches Fernbleiben von dieser Tagung beschränken werde. Über Schmitt selbst heißt es:
„Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass es der Leitung der Geschäftsstelle der Auslandswissenschaftlichen Gesellschaft unbekannt sein sollte, dass von allen Vertretern der deutschen Universitäten, die ihr wissenschaftliches Lehramt an den äußeren Erfolg der moralischen Monstrositäten des Nationalsozialismus verraten haben, Carl Schmitt derjenige ist, der sich dabei am widerwärtigsten kompromittiert hat. Es ist ja an dieser Stelle nicht nötig, die Äußerungen antisemitischen Übereifers zu zitieren, mit denen Carl Schmitt seine zahlreichen jüdischen Freunde öffentlich nicht nur desavouierte, sondern mit Schmutz bewarf. ‚Freunde‘, deren Gastfreundschaft er noch eben in Anspruch genommen und deren einem er sogar eines seiner bekanntesten Bücher gewidmet hatte (als er noch nicht Staatsrat war). Aber abgesehen von diesem widerwärtigen Verrat genügte schon seine öffentliche Rechtfertigung der Morde vom 30. Juni 1934 [Röhm-Putsch], um seine moralische Qualifikation als ein Gelehrter in Dingen des Rechtes und des Staates endgültig auszulöschen.“
Zitiert aus Rainer Nicolaysen. Siegfried Landshut, Die Wiederentdeckung der Politik. Eine Biographie. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag 1997.