Am heutigen Montag beginnt, wie in jedem Jahr Anfang Oktober, die Orientierungseinheit des Fachgebiets für die neuen Erstsemesterstudierenden. In Zusammenarbeit mit den Gremien und Organen des Fachbereichs und der Fakultät bereiten die Studierenden der Fachschaft ein einwöchiges Programm zum Kennenlernen, zur Studieneinführung und für einen Einblick in den universitären Alltag vor. Mit diesem Archivfundstück einer Orientierungseinheit aus den frühen 1980er-Jahren begrüßen wir die neuen Studierenden an unserem Fachgebiet.
Orientierungseinheiten haben – nicht nur an der Universität Hamburg – eine lange Tradition. Mit der Entwicklung akademischer Einrichtungen zu ‚Massenuniversitäten‘ wurden größere Einführungsblöcke, meist von Studierenden für Studierende, studienorganisatorisch notwendig. Und auch aus ideologischen Gründen verfolgten politisch aktive Studierende eine Ausweitung des Einführungsangebots. Im Nachklapp zum „Ereignis 68“ gehörte es für viele Gruppen und Fachschaften zur Demokratisierung der Hochschulstrukturen unmittelbar dazu, neue Studierende selbst in ihren Alltag einführen, dabei bereits Partizipationsmöglichkeiten vorstellen und schließlich kritische Interventionen für den folgenden Studienalltag setzen zu können.
So entwickelte sich auch in den Hamburger Sozialwissenschaften eine enge, teils harmonische, teils produktiv-reibungsvolle Kooperation zwischen Fachschaftsaktiven und den universitären Institutionen, welche sich sowohl im Programm der 80er-Jahre als auch heute noch, in der diesjährigen Orientierungseinheit, widerspiegelt.
Die Orientierungseinheit „Soz.Pol.“ führte zum Sommersemester 1982 die Studienanfänger aus „Politischer Wissenschaft, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und Soziologie“ in die Universität sowie die jeweiligen Fächer, ihre Struktur sowie Seminarangebote ein. Während in insgesamt fünfzehn studentisch geleiteten Kleingruppen studienorganisatorische Fragen beraten, außerdem einen ganzen Tag lang hochschulpolitische Fragen eingeführt und diskutiert wurden, zeigten sich Mitglieder des Lehrkörpers, in der Politikwissenschaft beispielsweise Winfried Steffani, Udo Bermbach, Hans-Hermann Hartwich und Rainer Tetzlaff, für die Einführung in die Teilbereiche der Fächer verantwortlich. Auch Diskussionen über Erwartungen an die Lehre sowie die Betreuung der Studierenden wurde Raum eingeräumt. Am Freitag, den 2. April, stieg der informelle Höhepunkt der OE-Woche, die Abendveranstaltung im zweiten Stock des Gebäudes. Ab 20 Uhr, so die Ankündigung, bestehe „neben Geselligkeit und Tanz auch die Möglichkeit zu informellen Gesprächen zwischen Studenten und Mitgliedern des Lehrkörpers“ – das ganze „bei Musik mit mittlerer Phon-Zahl.“
Heute sieht der Übersichtsplan der Orientierungseinheit – der allgemeinen Modularisierung der Studiengänge angemessen – verworrener und aber wohl auch etwas facettenreicher aus.
Vor allem inhaltlich hat sich allerdings – den studentischen Vorläuferinnen treu bleibend – kaum etwas verändert. Eine Mischung aus universitären Einführungsveranstaltungen, abendlichen Events und Kleingruppenmodulen, die in die Geschichte der Universität, des Campus und unserer Fächer, in die hochschulpolitischen Verworrenheiten der Zeit, sowie workshopbasiert in aktuelle Probleme politikwissenschaftlicher und soziologischer Forschung einführen, steht auch in diesem Jahr wieder auf dem Programm.
Text: David Weiß, Redaktion Politik 100×100