Fundstück: Magdalene Schoch – Portrait

Ein Portrait von Magdalene Schoch – Bildnachweis: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Magdalene Schoch wurde 1932 als erste Frau an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät in Deutschland an der Hamburgischen Universität habilitiert. Über Schochs Leben und Wirken in Hamburg, ihre Zusammenarbeit mit Albrecht Mendelssohn Bartholdy am „Institut für Auswärtige Politik“ sowie ihre US-amerikanische Identität – unser nächstes Archivfundstück.


Magdalene Schoch gemeinsam mit Albrecht Mendelssohn Bartholdy – Bildnachweis: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Maria Magdalena Schoch wurde am 15. Februar 1897 in Würzburg geboren.  Nach Abitur und Studium der Rechtswissenschaft in Würzburg und München wurde sie 1920 beim damaligen Würzburger Professor Albrecht Mendelssohn Bartholdy promoviert, dem sie noch im selben Jahr als „Wissenschaftliche Hilfsarbeiterin“ nach Hamburg folgt.
In der Hansestadt übernimmt Schoch zahlreiche wegweisende Aufgaben als Mendelssohn Bartholdys Assistentin, die sie sukzessive ihre akademisch-politische Stimme finden lässt. Sie organisiert die Bibliothek für ausländisches Recht an der rechtswissenschaftlichen Fakultät, hält Lehrveranstaltungen zu englischen und amerikanischen Rechtsfragen, die sie u.a. bei Auslandsaufenthalten in Großbritannien studiert hatte und leitet die Rechtsabteilung im 1923 von Mendelssohn Bartholdy gegründeten „Institut für Auswärtige Politik“.

Insbesondere der explizit politische Anspruch des liberal-republikanischen Instituts begeistert Schoch. So publiziert und kommentiert sie ab 1927 die hochaktuelle und -politische Entscheidung des Internationalen Schiedsgerichts zur Auslegung des Dawes-Plans in vier Bänden und ist Vorstandsmitglied sowohl der Hamburger „Gesellschaft der Freunde der Vereinigten Staaten“ als auch des Hamburger ZONTA-Clubs.

Schon Ende der 1920er-Jahre – ursprünglich angeregt von ihrem Kollegen Mendelssohn Bartholdy – entwickelt Schoch ihre immer ausgeprägtere Affinität zum Recht, der Politik und der Gesellschaft der Vereinigten Staaten. Ab 1930 leitet sie die neue Hamburger „Amerika-Bibliothek“ und gibt die zweisprachige Zeitschrift „Hamburg-Amerika-Post“ heraus.  Nach ihrer Habilitation 1932, die sie zur ersten Privatdozentin an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät in ganz Deutschland machte, hält sie ihre Antrittsvorlesung zum „Konzept von Eigentum in der amerikanischen Verfassung“.

Mitteilung über die Verleihung der venia legendi an Magdalene Schoch – Bildnachweis: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Mitte der 1930er-Jahre wird aus ihrer akademischen Begeisterung für die USA politische Notwendigkeit. Albrecht Mendelssohn Bartholdy wurde 1933 von der Universität entlassen, wanderte aus und starb 1936 im britischen Exil. Und auch Schoch, die sich stets gegen eine ideologische Gleichschaltung durch die deutschen Faschisten geweigert hatte, musste zunehmend mit Repressionen kämpfen. So entschied sie sich schließlich 1937 für die Übersiedlung in die Vereinigten Staaten.

Eine Ausgabe der von Magdalene Schoch herausgegeben ‚Hamburg-Amerika-Post – Bildnachweis: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Von 1938 bis 1943 arbeitete Schoch als Assistentin an der Harvard Law School, ab 1943 dann als neue amerikanische Staatsbürgerin für die amerikanische Regierung in Washington D.C. Noch während des Krieges berät sie die zuständigen Stellen zur anstehenden Besatzungspolitik in Deutschland, wobei sie mit weiteren prominenten deutschen Exilanten wie Ernst Fraenkel, Otto Kirchheimer und Franz Neumann zusammenarbeitet. Nach dem Krieg ist sie für Jahrzehnte als Rechtsberaterin im Justizministerium sowie als Anwältin tätig.

Nach Hamburg kehrte Magdalene Schoch nur noch selten zurück, etwa 1963 zu einer internationalen Konferenz des ZONTA-Clubs. Das Angebot der Universität Hamburg zum Wiedereinstieg als Professorin in ihrer alten rechtswissenschaftlichen Fakultät lehnte sie ab. Ihre neue Heimat hatte Schoch in den USA, in Arlington, Virginia, wo sie ab 1951 durchgängig mit ihrer Schwester und deren Töchter lebte, gefunden. Nach langjähriger Alzheimer-Krankheit starb sie am 6. November 1987 in einem Altenheim.

Magdalene Schoch bei der Arbeit in der Bibliothek – Bildnachweis: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte

Text: David Weiß, Redaktion Politik 100×100

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